Ein spezielle Wochenende liegt hinter mir. Am Samstag habe ich in meinem Blog geschrieben:

Zitat: „Heute bin ich in meinem Text ein wenig melancholisch, vielleicht ein
wenig nachdenklich, weil der Tag für mich heute besonders aufwühlend
war. Vielleicht spüre ich heute den Föhn, der sich ankündigt oder
sonstwas. So What! Das gehört auch dazu – manche Tage denkt man halt
auch über das Vergangene mehr nach als sonst. Das gehört ebenso zum
Genesungsprozess.“

Dieser Text hatte andere Gründe. Ich möchte dies hier erklären:

Ein Schlaganfall kann verschiedene Symptome verursachen. Neben Sprach- und Konzentrations-Schwierigkeiten, Probleme mit Gleichgewicht, mit Körperteilen etc. kann es auch Probleme bei Schlucken bereiten (siehe Wikipedia).

Während wir am am Freitag am Abendessen waren, hat sich jemand „verschluckt“. Ich nahm wahr, dass die Person anderes atmete als gewohnt, sehr heftig. Gleichzeitig versuchte sie immer Wasser zu trinken, was nicht gelang. Nachdem ich die Dame der Hotellerie aufmerksam gemacht habe, haben wir einen Grossalarm ausgelöst.

Der Grossalarm bedeutet, dass alle Angestellten, die irgendwie verfügbar sind, zu dem Ort eilen wo etwas passiert ist, inkl. alle verfügbaren Ärzte.

Nach der Alarmauslösung half ich, alle anwesenden Patienten möglichst schnell vom Ort des Geschehens wegzubringen, damit die Helfer freie Bahn haben. Während die Bemühungen um die Rettung der verunfallten Person auf Hochtouren gelaufen sind versuchte ich mich selbst und die „Kollegen“ aus dem Speisesaal zu beruhigen. Mein Adrenalin-Schub half mir, die Situation zu diesem Zeitpunkt zu meistern und meine Kollegen zu unterstützen.

Am Samstag dann (zu diesem Zeitpunkt habe ich das vorgängige Zitat geschrieben) war das Adrenalin abgebaut. Es war für mich gut, wenn auch verklausuliert, über das Geschehene zu schreiben. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie ich die Situation verarbeiten möchte oder soll.  Langsam aber sicher wurde mir bewusst, dass das ganze nicht spurlos an mir vorbei gehen wird.

Die Situation des anderen Patientien liess mich das ganze Wochenende über meine eigene Situation nachdenken. Mein Schatz half mir bei Einschlafen, in dem er mich durch Feriengeschichten und Erinnerungen ablenkte – und die Firma Zeller half mit einer anderen Einschlafhilfe.

Als ich dann am Sonntag wieder in der Reha-Klinik angekommen bin, war der Patient bereits wieder zurück – es ging zum Glück glimpflich aus. Gottseidank. Das hilft bei der Verarbeitung des Geschehenen. Eine Pflegefachmann nahm auch zur Seite und hat mir über das Ganze gesprochen und mich ermahnt, nicht alles mit mir selber ausmachen zu wollen. Für dieses Gespräch wir ihm sehr sehr dankbar. Anlässlich der Arztvisite habe ich dann noch um ein Gespräch mit der Neuropsychologin gebeten. Das hilft sicher auch.

Seitdem ich zurück bin konnte ich schon vieles verarbeiten, dazu helfen mir auch die Menschen um mich rum. Alle haben ein Ohr für mich – und Sprechen hilft mir sehr gut, Sachen zu verarbeiten.

Und das Wetter, das heute herrscht, das ist zusätzlich ein Aufsteller. Während fast 1 Stunde war ich an der frischen Luft, bin bis an die Stadtgrenze von Zürich gelaufen (Neubühl) und zurück. Die Sonne ist nun getankt, die guten Gedanken und der Mut wird wieder folgen!

Ich wünschen Euch allen eine wundervolle Woche!