Es war Dienstag, der 27. November 2013, als sich mein Leben sprichwörtlich auf einem Schlag veränderte.

Wie jeden Morgen nahm ich mir Zeit für meine Morgentoilette. Nach dem Duschen und nachdem ich meine Hosen und Socken angezogen habe, stand ich auf um aus dem Schrank Leibchen und eine Hoody zu nehmen. Und da passierte etwas, was mein Leben zur Zeit bestimmt: ich hatte einen Hirnschlag.

Ich stand also vor dem Schrank und konnte den „Befehl“ nicht mehr weitergeben, dass ich etwas aus den Schrank nehmen soll. Hilflos und frierend. Also ging ich auf den Korridor um nochmals den Versuch zu starten, mich fertig anzuziehen. Auch der zweite Versuch misslang. Immer noch frierend.

Kurz nach dem das Ereignis (wie es die Ärzte bezeichnen) eingetreten ist, kam Roger, um zu fragen, weshalb ich noch nicht zur Arbeit gefahren sei. Ich wollte ihm eigentlich sagen, er solle mich nicht stressen, ich möchte mich noch ein wenig hinsetzen – doch ich hatte meine Sprache komplett verloren! Ich – der doch gerne spreche, scherze und die Menschen um mich rum mit Sprüchen eindecke – ich konnte nicht mehr sprechen! Mit den Händen machte ich Bewegungen zum Mund um meinem Schatz zu sagen, dass ich die Sprache verloren habe. Nach wenigen Augenblicken – zuerst dachte er wahrscheinlich, ich mache einen Scherz – hat er den Ernst der Lage erkannt.

Sofort hat er sich angezogen (wie’s Bisiwätter) und kam mir dann zu Hilfe, dass auch ich genügend warme Sachen am Leib habe. Die Schuhe noch an die Füsse – und dann ab ins Auto. Während der Fahrt in Triemlispital schaute er immer wieder zur Seite, ich versuchte ihn zu beruhigen. Nicht ganz einfach, in einer Situation, in der beide hoffnungslos überfordert waren. Aber Gottseidank hat alles reibungslos geklappt und wir sind sehr schnell in Triemli angekommen.

Im Notfall im Triemli war sehr schnell klar, dass der Vorfall sehr ernst zu nehmen ist. Beim Schlaganfall zählt jede Minute. 

Nach wenigen Minuten lag ich auf dem „Schragen“ und wurde in den Computer-Tomographen gesteckt. Ich weiss nicht mehr genau in welcher Reihenfolge die Untersuchungen genau abgelaufen sind. Durch Erzählung von Roger weiss ich, dass er innert zehn Minuten entscheiden musste, ob mir ein stark blutverdünnendes Mittel iniziert werden soll, welches als schreckliche Nebenwirkung zu einer (tödlichen) Hirnblutung oder zu Leberschäden führen kann (Fachausdruck: Antikoagulation). Die Zeit, dass einer meinen Angehörigen ihm diese Entscheidung abnehmen hätte können, blieb nicht – er hat richtig entschieden. Während der folgenden 2 Stunden, in welchen die Schädigung eintreten hätte können, sass er an meinem Bett und bangte um mein Leben. Scheiss-Situation!

Glücklicherweise klappte alles und die Schäden sind ausgeblieben.

Ca. um 14:00h brachte mich der Transportdienst in mein zukünftiges Zimmer im Stock P – der Stroke Unit (siehe Artikel: Stroke Unit Triemli). Im Artikel ist eigentlich schon sehr viel gesagt. Was nicht gesagt ist: das Personal ist hervorragend! Ich habe mich vom ersten Tag bis zum letzten Tag wohlgefühlt. Vom Putzpersonal über die Etagendienst bis zu jedem Pfleger, jederfrau und -mann tat mit einer Selbstverständlichkeit und in einer Ruhe ihren Dienst. Das braucht man als Hirnschlagpatient. Bloss keine Hektik!

Sobald die Zeit und meine Lust erlaubt, werde ich Euch weiter berichten. Die Anstrengung ist höher als gewohnt, wenn ich Euch berichte.

Also bis bald – Marco